Klettern
Die Wände hochgehen mit den Profis
Das Ötztal ist Tirols vielfältigstes Granitklettergebiet, mit Schwierigkeitsgraden von 2 bis 11. In 20 Klettergärten kannst du deinen Drang zur Vertikalen auf rund 750 Routen ausleben. 8 Klettersteige und eine Fülle von Mehrseillängen machen dich fit im Fels. Auf höchstes Niveau führen dich die Spitzenkletterer wie Mäx Morandell in den sommerlichen Klettercamps für Anfänger und Könner.
Mit Haken und Ösen
Die Klettergärten des Ötztals trennen jeweils nur wenige Kilometer. Am Taleingang arbeitest du dich am Kalkgestein ab, danach geht’s in den Granit. Hinter dem Hauptort Oetz verschlägt die Engelswand wohl jedem die Sprache. Kaum zu glauben: Schon Einsteiger können hier ab dem 3. Schwierigkeitsgrad senkrecht die Wand hochgehen.
Und die Fortgeschritteneren finden bis zu Grad 11 jede Menge Routen mit Verschneidungen, Überhängen, Rissen oder Platten. Im Granit am Talschluss bei Obergurgl bietet der Klettergarten Zirbenwald den Solisten Schwierigkeitsgrade von 3 bis 8. Und den Familienfreaks Strecken fürs Klettern mit dem Nachwuchs, aber auch alternative Wanderrouten für Oma, Opa & Co – fantastische Naturerlebnisse inklusive.
An der Engelswand in Tumpen arbeiten sich schon Anfänger ab.
© Rainer Eder / Ötztal Tourismus
Gemeinsam stark: Das Klettercamp stärkt den Teamgeist
© Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus
Im Camp unter Gleichgesinnten
Tolle Gemeinschaftserlebnisse in kleinen Gruppen von maximal 7 Kletterern machen die Ötztaler Klettercamps für Anfänger und Fortgeschrittene möglich. Zur Wahl stehen Kurse von 3 oder 5 Tagen, auch das Quartier kannst du gleich mit buchen. Trainiert wird prinzipiell in allen Klettergärten, bei Regen ist die Kletterhalle von Imst im Inntal die Ausweichstation.
„Von Sölden bis Oetz wechseln wir täglich das Gebiet, um unterschiedliche Charakteristiken vorzustellen“, erzählt Mäx Morandell, der Mitbegründer und Hauptverantwortliche der Klettercamps. „Jeder Trainer hat so seine Vorlieben. Niederthai etwa ist ein besonders beliebter Spot. Zu meinen Lieblingsplätzen zählt die Engelswand in Tumpen – da wachsen direkt am Einstieg aus der grünen Wiese die Felswände empor.“
Ein Motor mit Herz
Mäx Morandell ist Leiter der Bergschule Ötztal, Leiter des Freeride Center in Sölden, Bergführer und Mitglied im Lehrteam der Österreichischen Bergführerausbildung. Der Spitzensportler klettert bis zum 9. Schwierigkeitsgrad und hat schon viele alpine Routen in den Ost- und Westalpen gemeistert.
Im Ötztaler Camp schart er Jahr für Jahr prominente Kletterathleten um sich, die mit ihm gemeinsam in einem ungezwungenen Rahmen den ganz normalen Sportsfreunden neue Fertigkeiten bei- und die fantastischen Ötztaler Spots näher bringen – immerhin stehen ja im ganzen Tal fast 19.000 Höhenmeter zum Erkraxeln da. „Das Entscheidende für einen Trainer ist nicht, dass er selbst ein überdurchschnittlich guter Kletterer ist. Wichtig sind ein gutes Einfühlungsvermögen, der Blick für Fehler und eine hohe soziale Kompetenz“, meint Morandell.
Auf Nummer sicher: Seil- und Hakenübungen im Klettercamp
© Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus
Von den Besten lernen
Stellt die Gämsen in den Schatten: Starkletterer David Lama im Klettergebiet Oberried © Rainer Eder / Ötztal Tourismus
Klangvolle Namen für Insider: Die Ötztaler Kletterschwestern Barbara und Sabine Bacher haben schon im Klettercamp gelehrt.
Hansjörg Auer, prominenter Coach im Klettercamp
© Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus
Die Schönheit jenseits der Schwierigkeit
„Anfänger stellen oft den Schwierigkeitsgrad in den Vordergrund. Da dominieren die prominenten Ziele, die man erreichen will, man möchte sich ja auch messen. Verständlich. Doch nur die Erfahrung lehrt, Erlebnisse richtig einzustufen, das gilt für das Klettern wie für das Bergsteigen.
Zum Beispiel: Am wenig besuchten Brochkogel kann es in der Einsamkeit viel schöner sein als auf der Wildspitze, wo 25 Leute gleichzeitig zum Gipfel drängeln! Als Bergführer und Klettercoach war und ist es mein Anliegen, den Schülern und Gästen das gute Gefühl des Genießens weiter zu geben, das frei von Druck und Leistung ist.“
Steigen und Vorsteigen
Greifen, Tasten, Treten und andere Basics: Der erste Felskontakt im Klettercamp © Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus
Geübt wird im Klettercamp jedenfalls 5 Stunden pro Tag. Einsteiger lernen die motorischen und technischen Basics. Bei den Könnern geht’s um mehr als um Knotenkunde und Abseilen. Mäx Morandell ist der Spezialist im Kurs für Mehrseillängen. Seil- und Sicherungstechniken stehen auf dem Trainingsplan. Aber auch Insiderwissen für Seilschaften und Vorstiegskletterer und improvisierte Rettungs- und Rückzugstechniken in alpinen Gefahrensituationen.
Das große Knieschlottern
„Angst ist das Hauptthema beim Klettern. Am größten ist sie bei den Einsteigern, doch sogar Spitzensportler erleben sie in bestimmen Situationen. Angst ist nichts Schlechtes, sondern überlebenswichtig.
Genau das vermitteln wir daher unseren Campteilnehmern bei allen Übungen: Immer besser mit der Furcht umzugehen. Durch Ausbildung, Erfahrung und das daraus erwachsende Selbstvertrauen diffuse Ängste zu reduzieren. Es gilt zu lernen, Situationen objektiv einzuschätzen und dem entsprechend gelassen und souverän auf Gefahren zu reagieren.“
Mäx Morandell, die Seele des Klettercamps.
© Markus Morandell
Spektakulär und sprühend: Der Klettersteig am Stuibenfall
© Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus
Sicher an der Wand entlang
Du denkst, die Vertikale ist nichts für dich, so sehr sie dich auch fasziniert? Auch gut. Wenn dich die wilden Wände locken, kannst du jedenfalls mal einen der 8 Ötztaler Klettersteig in Angriff nehmen. Jeder ist mit einem durchgehenden Drahtseil gesichert. Tritte im Fels weisen dir dem Weg zum Hochgefühl.
Du selbst trägst zu deiner Sicherheit bei mit deiner guten Grundkondition und deiner Grundausrüstung: Helm, Karabiner Brust- und Sitzgurt. Übrigens musst du nicht unbedingt gleich einen Klettercampkurs absolvieren, um dich dem Ötztaler Fels zu nähern. Bei allen Ötztaler Bergführern kannst du auch Tagestouren buchen, um dich ganz individuell auf Tuchfühlung mit den Granitwänden zu bringen.
Und weil Sicherheit immer oberstes Gebot ist, empfehlen wir dir zum Schluss, noch vor jedem Wandkontakt die Empfehlungen zu lesen und zu beherzigen, die der Alpenverein fürs Klettern und für die Klettersteige aufgeschrieben hat.
(Titelbild: © Günter Durner / Ötztal Tourismus)
Facts
Deine Einführung zum Klettern im Ötztal einschließlich individueller Guides und Ausbilder findest du hier:
- Einen Überblick zum Thema Klettern im Ötztal findest du HIER
- Detaillierte Infos zu den Klettergärten findest du HIER, weitere Infos zu den Klettersteigen gibt’s HIER
- Aktuelles über die Ötztaler Klettercamps, ihre Kurse und Programme erfährst du HIER
- Mäx Morandell findest du HIER
- Die wichtigsten Kletterregeln liest du HIER
Gastautorin Isolde von Mersi
Isolde von Mersi stammt aus dem Südtiroler Pustertal und lebt in Wien. Als Reporterin und Buchautorin erkundet sie für deutsche und österreichische Magazine und Verlage die kulturellen, kulinarischen und naturgeschichtlichen Schätze der Alpenländer und ihrer Bewohner.
Im Ötztal fühlt sie sich durch ihre Arbeit für das ÖTZTAL MAGAZIN seit vielen Jahren zuhause und unter ziemlich besten Freunden.
© Peter Knögler
Ötztal Magazin
Das Printmagazin mit den aktuellsten und interessantesten Geschichten zur Ötztaler Frühlings-, Sommer- und Herbstsaison erhältst du in den Sprachen D/EN/NL kostenlos in allen Informationen des Ötztal Tourismus. Unter der Adresse www.oetztal.com kannst du es bestellen und dir frei Haus zustellen lassen oder als Blätterkatalog betrachten.
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