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Stuibenrun 2017: Ein Trailrunning – Goldstück im Herzen des Ötztals
Seit 2016 wird auch im Ötztal etwas für die geboten, die sich schnellen Schrittes in der Bergwelt bewegen wollen: Mit dem Gletscherrun in Obergurgl-Hochgurgl und dem Stuibenrun in Umhausen finden sich gleich zwei interessante Trailrunning-Events im Tal wieder, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Im Juli geht es in schwindelerregenden Höhen über Gletscher und Eis und im Mai vom Fuße zum Kopf von Tirol’s höchstem Wasserfall.
© Ötztal Tourismus
Extremsportevent am Stuibenfall im Ötztal
Die Ausschreibung des 2. Stuibenrun liest sich wie für uns gemacht: „Spüre die Urkraft des Wassers“.
Wir lieben Wasserfälle, das Ötztal und den Traillauf und haben am 19./20. Mai noch nichts vor – da ist eine Teilnahme nicht nur naheliegend, sondern unabdingbar für uns.
100 Teilnehmer, 280 Höhenmeter & 728 Stufen
Unsere Anreise nach Umhausen, den Ort des Geschehens, verläuft reibungslos und trotz des etwas launischen Wetters herrscht gute Stimmung. Am Vorabend fand bereits die neue, 1,6km lange Night Challenge statt, heute gehen die Läufer für die 6,4km lange Mountain Challenge, der nur bergauf geht, sowie den 12,4km langen Hauptlauf Stuibenrun an den Start.
Mit knapp 100 anderen Teilnehmern stellen wir uns der langen Distanz, bei der es laut Ausschreibung neben 780 Höhenmetern auch 728 Stufen entlang des Stuibenfalls hinauf geht. Wir sind guter Dinge: Die Strecke ist von der Länge her überschaubar und auch die Höhenmeter sind noch im dreistelligen Bereich.
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Tolle Stimmung im Dorfzentrum
Am Murplatz, dem Dorfzentrum von Umhausen, ist schon Stunden vor dem Lauf gute Stimmung. Zwischen den Läufern, die man unschwer an der bunten Funktionsbekleidung erkennen kann, tummeln sich auch viele Zuschauer, Getränke- und Essensausgabe sind gut besucht und ein DJ sorgt für die musikalische Untermalung. Die Startnummernausgabe im Tourismusbüro ist in Sichtweite und das Starterpaket hält neben Info‘s und Startnummern auch einen Vitaldrink sowie einen Gutschein für die anschließende Pasta-Party bereit. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Pünktlich um 15 Uhr stehen wir an der Startlinie und der Startschuss für die Mountain Challenger und Stuibenrunner ertönt. Von zahlreichen Zuschauern angefeuert geht es auf dem ersten Kilometer aus dem Dorfzentrum hinaus nur leicht bergan, bevor wir beim Parkplatz des Ötzi-Dorfes auf den ersten Trail gelangen. Flott kommen wir hier im fast Flachen voran, aber der darauffolgende Anstieg über einen Forstweg zum Fuße des Wasserfalles bremst uns sofort wieder ein. Die erste Labbestation nach knapp 4 Kilometern lassen wir aus, das Rauschen des Wasserfalls in der Ferne treibt uns an.
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Sprachlos: durch Wasserfallkulisse und Treppensteigen
Nach gut 20 Minuten haben wir uneingeschränkte Sicht auf den Stuibenfall. Von den Schneemassen und Regenfällen des Winters und Frühjahrs gespeist, stürzen sich bis zu zweitausend Liter Wasser pro Sekunde den Berg hinunter. Der Anblick des tosenden Wasserfalles macht uns sprachlos, kurz danach ist es der Blick auf die endlos scheinende Treppe, die sich neben dem Fall empor zieht. Über eine 80 Meter lange Hängebrücke gelangen wir zu den 728 zu überwindenden Stufen, die wir dank der Ablenkung durch den beeindruckenden Wasserfall gefühlt fast mühelos bewältigen und dabei noch das ein- oder andere Foto knipsen.
Oben angekommen führt uns unser Weg, auf dem eine weitere Labbestation liegt, ins auf 1550 Metern gelegen Niederthai. Hier ist der steilste treppenfreie Teil des Laufes zu überwinden: Ein kurzer, aber knackiger Grashang, der mit zwei Seilen entschärft ist und imposant aussieht, aber eigentlich schneller vorbei ist, als er in Sicht kommt. Auch hier oben sind zahlreiche Schaulustige zusammengekommen und feuern uns Athleten im Kampf mit dem Berg an. Überhaupt ist eigentlich fast überall auf der Strecke ein „Komm, geht schon!“ zu hören, was enorm motiviert. So viele Zuschauer und Motivationsrufe sind bei weitem nicht selbstverständlich und man spürt, dass der Lauf hier in der Umgebung auf viel positiven Zuspruch und Interesse stößt.
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Trailvergnügen mit Menschen & Tiere
Nach weiteren zehn Minuten passieren wir das Ziel der Mountain Challenge am Gasthaus Bichl und für uns den höchsten Punkt des Tages. Von hier geht es nur noch bergab und über einen Forstweg in den Wald hinein zurück auf die Trails. Am Weg sagen uns neben menschlichen Wesen auch Schafe und Kühe hallo – Bergfeeling pur.
Eine letzte Verpflegungsstation und ca. 4 genussvolle Trailkilometer später, hören wir das Ziel näher kommen. Aus dem Wald geht es seicht bergab ins Dorf hinein und von anhaltenden Jubeleien begleitet passieren wir nach gut eineinhalb Stunden die Ziellinie. Das Gefühl ist wie jedes Mal überwältigend und die Donuts setzen dem ganzen noch die Krone auf. Noch nie haben wir vorher Schokodonuts im Ziel bekommen.
Für jeden Teilnehmer gibt es ein Finisherhirt und kurz nachdem die letzte Teilnehmerin nach fast zwei Stunden die Finishline erreicht hat, folgt auch schon die Siegerehrung. Anfangs bekommen wir kaum etwas mit, da die angebotene Pasta einfach zu lecker ist. Lachs, Pesto und Bolognesesauce mit unbegrenzt Parmesan fordern unsere ganze Aufmerksamkeit und auch der Kuchenstand bleibt nicht unbemerkt. Die Siegerehrung findet in einer Gesamt-und einer Ötztal-Wertung statt, zudem gibt es in jeder Altersklasse noch die Aufteilung in Männer und Frauen, was zu überdurchschnittlich vielen Platzierungsmöglichkeiten führt.
Freudige Gesichter bekommen Lebkuchenmedaillen um den Hals gehängt und Weizengläser in die Hände gedrückt und auch Geldpreise gibt es hier. Obwohl der Lauf (noch) eher klein und unbekannt ist und die Startgebühr mit 25-30€ wirklich günstig, sind die Preise eher ziemlich weit oben angesiedelt.
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Trailrunning-Event mit Potential
Doch das Monetäre ist bei dieser Veranstaltung eigentlich eher nebensächlich – am meisten beeindruckt hat uns, mit wieviel Liebe zum Detail das Ganze im (noch) kleinen Rahmen organisiert wurde. Von der wirklich leckeren Verpflegung über die Routenwahl bis hin zur familiären Stimmung in Umhausen, hat uns das komplette Event sehr positiv überrascht. Orga-Team, Streckenposten und Teilnehmer waren den ganzen Tag, auch trotz des ein- oder anderen Regenschauers, einfach gut drauf und als wir uns am späteren Abend nochmal vom Hotel zum „zweiten Abendessen“ aufmachen, wird am Dorfplatz immer noch gefeiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns wenige Events so positiv gestimmt haben, wie der Stuibenrun in Umhausen – und wir sind sicher, dass sich ein Lauf mit derartig toller, liebevoller Organisation in so einer einzigartigen und beeindruckenden Kulisse schnell einen festen Platz im Trailrunning-Kalender sichern wird. Für 2018 sind auch längere und anspruchsvollere Distanzen in Planung, so dass dann auch für noch ambitioniertere Läufer etwas geboten wird.
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Gastautorinnen Magdalena Kalus & Anja Kaiser
…schreiben auf ihrem Blog www.youareanadventurestory.com über ihre Abenteuer in den Bergen auf der ganzen Welt. Zudem texten sie als externe Autoren für das Bergwelten Magazin.
Seit ihrem Kennenlernen haben sie bereits den Kilimanjaro, die Seven European Summits und zahlreiche Berge in den Alpen bestiegen und trainieren gerade für den Transalpine Run, eine siebentägige Trailrun-Alpenüberquerung.
Zum Training kommen sie immer wieder gerne ins Ötztal, da es hier alles gibt, was man als Sportler braucht: Hohe Berge und Wellnessgelegenheiten – und anspruchsvolle Trails und leckere Gaumenfreuden.