Outdoor
Bestens vorbereitet in die neue Rafting & Canyoning Saison
Am 1. Mai starteten die Outdoor-Sport-Unternehmen im Ötztal in die neue Rafting- und Canyoning-Saison. Um mehr über die Vorbereitungen auf die neue Saison sowie die Ausbildung der Guides zu erfahren, habe ich mich mit Michael und Florian Amprosi von den Outdoorprofis „feel free“ getroffen – ein Gespräch über tiefe Schluchten, wilde Wasser und neue Entwicklungen bei Raftingbooten.
Ganz nah am Wasser gebaut
Nur einen Steinwurf von der Ötztaler Ache in Oetz entfernt befindet sich das „feel free Adventure Center“, wo mich Michael und Florian in Empfang nehmen. Seit 1984 zählt das Outdoor-Unternehmen am Talanfang zu den Profis in Sachen Rafting & Canyoning – und darüber hinaus. Hier sollte ich also richtig sein, um meine Neugier zu stillen.
Gefragt nach den Vorbereitungen auf die neue Saison, spricht Michael einerseits die Begehungen der kommerziell genützten Canyoning-Schluchten an. So wurde etwa die Auerklamm, eine der bekanntesten Canyoning-Touren Europas, Ende April von Canyoning-Guides begangen und kontrolliert. Dabei führt jedes im Ötztal und der Umgebung ansässige Outdoor-Unternehmen eine eigenständige Begehung durch.
© Feelfree Touristik Outdoor Erlebnis GmbH
Informationen zum Zustand der Touren werden zwischen den Unternehmen ausgetauscht und an die Sportstätten-Betriebsgesellschaft, ein Verein aller Outdoor-Unternehmen im Tiroler Oberland, weitergegeben. Wird zum Beispiel ein beschädigtes Stahlseil oder ein lockerer Haken, verursacht etwa durch Hochwasser, bei einer Begehung entdeckt, wird das protokolliert und an die Sportstätten-Betriebsgesellschaft weitergegeben. Ein Fachmann des Vereins mit den erforderlichen Qualifikationen wiederum kümmert sich um die Behebung des Problems.
Heuer war der Winter „gnädig“ mit den Canyoning-Schluchten im Ötztal, wie etwa der Auerklamm, und die Reparaturen waren entsprechend überschaubar. Auch deshalb, weil diese Schlucht erst letztes Jahr komplett saniert wurde, wie Michael erzählt. Ein extrem starker Windwurf im Jahr zuvor hatte die Klamm arg in Mitleidenschaft gezogen und umgefallene Bäume mussten aus der Schlucht entfernt werden.
Vor Saisonbeginn werden natürlich auch die Canyoning-Ausrüstungsgegenstände wie Helme und Gurte überprüft. Während der Saison wiederum werden wöchentlich 20 Gurte stichprobenartig kontrolliert.
Auch im Raftingbereich wird die Ausrüstung vor Saisonbeginn unter die Lupe genommen. Die Raftingboote besitzen eine Zulassung und werden von einem Bediensteten des Landes Tirols begutachtet. Nach erfolgreicher Begutachtung erhalten die Boote, ähnlich wie bei einem Auto, ein „Pickerl“ und dürfen eingesetzt werden. Schwimmwesten und Helme wiederum werden von „feel free“ intern überprüft.
© Feelfree Touristik Outdoor Erlebnis GmbH
Wer „raftet“, der rostet nicht!
Damit man prinzipiell als Rafting-Guide arbeiten darf, muss eine Ausbildung zum Rafting-Guide beim Tiroler Rafting-Verband abgeschlossen werden. Die Ausbildung findet im Rahmen eines 14-tägigen Intensivkurses statt. Die Prüfung selbst darf aber erst abgelegt werden, nachdem man 60 Stunden Praxis am Fluss vorweisen kann.
„Frischlinge“ dürfen bei „feel free“, obwohl dazu befähigt, nicht gleich eine Bootsgruppe führen. Zuerst müssen sie sich unter einem erfahrenen Guide unter Beweis stellen und den sehr hohen internen Qualitätsanspruch erfüllen. In diesem Zusammenhang verweist Florian auch darauf, dass es eben einen Unterschied macht, ob man im Kurs mit anderen Guides im Boot sitzt oder Gäste führt.
Wöchentlich werden interne Fortbildungen bzw. Auffrischungen von einem Ausbildungsleiter im Raftingbereich durchgeführt. Abwechselnd nehmen zwischen 12 und 15 Rafting-Guides an dem Training teil. Geübt wird dabei etwa die Linie auf der Ötztaler Ache, einem Wildwasserfluss der Stufe 4-5. Wie Michael erklärt, kann sich diese Linie bei 5 Zentimeter mehr oder weniger Wasser entscheidend verändern. Zusätzlich wird ein „Worst-Case“-Szenario geübt, bei dem ein Ausbilder vom Boot hüpft und eine Person in Gefahr mimt. Die neueren Guides müssen die Situation dann entsprechend bewältigen und sprichwörtlich ins kalte Wasser springen. Erste-Hilfe Maßnahmen gehören genauso zum wöchentlichen Training.
Der Weg zum Canyoning-Guide …
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… ist steiniger und zieht sich von April bis Ende September. Zuerst muss eine Aufnahmeprüfung beim Tiroler Bergsportführerverband geschafft werden, bevor man die unterschiedlichen Praxis- und Erste-Hilfe-Teile besuchen darf. Der letzte Teil des Kurses findet übrigens in der Schweiz statt. Mehrere Prüfungen müssen dabei erfolgreich absolviert werden.
Auch im Canyoningbereich gibt es bei „feel free“ einen eigenen Ausbildungsleiter, welcher monatlich interne Fortbildungen durchführt. Auch hier werden „Worst-Case“-Szenarios, wie etwa die Bergung eines Verunglückten, durchgespielt und ständig geübt. Dabei kommt dem Outdoor-Unternehmen zugute, dass alle ihre Canyoning-Guides auch Bergretter bzw. Canyoningretter sind.
Neu am Fluss: Kleinere Boote & „Fluss-Insekten“
Ich wollte von den beiden Outdoor-Spezialisten auch wissen, welche neuen Trends es im Raftingsport gibt. In diesem Kontext spricht Michael die sogenannten „Power-Raft“-Boote für maximal 6 Personen an, welche in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Hersteller entwickelt wurden.
Im Vergleich zu herkömmlichen Raftingbooten weisen diese um ein Drittel weniger Volumen auf. Das Resultat: Noch mehr Action & Spaß. Oder wie es Michael ausdrückt: „Jede kleine Welle wird zu einem großen Spaß“. Die „Power-Raft“-Boote verstehen sich als Zwischenschritt zwischen der „Imster Schlucht“, also der Einstiegs-Raftingtour, und der Königsstrecke Ötztaler Ache.
© Feelfree Touristik Outdoor Erlebnis GmbH
„River Bug“, frei übersetzt in etwa „Fluss-Insekt“, ist eine brandneue Wassersportart aus Neuseeland, die letztes Jahr ihren Weg ins Ötztal gefunden hat. Das „River Bug“ ist quasi eine Art „Ein-Mann-Boot“: Ausgestattet mit Flossen und speziellen Froschhandschuhen wagen sich Wasserraten sitzend die Stromschnellen hinunter. Das klingt so spaßig, dass selbst der wasserscheue Redakteur diese Aktivität auf seine „Bucket List“ für den Sommer setzt.
Facts
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