Outdoor
24 Stunden Wasserabenteuer
Canyoning, Wakeboarden, Raften: Wie viel Action passt in 24 Stunden? Der Autor wagte den Selbstversuch in der und rund um die AREA 47, die sich als Europas größte Abenteuerspielwiese bezeichnet. Soviel vorab: Ein derart feuchtfröhliches Vergnügen hat er selten erlebt …
Acapulco-Feeling in den Alpen
© AREA 47 / Jens Klatt
Kurz vor neun an der „Outdoor Base“, der Kommando- und Equipmentzentrale für alle externen AREA 47-Trips: Manche der Canyoning-Aspiranten hantieren mit GoPros herum, andere regeln Organisatorisches an der Rezeption. Mein Neffe Manuel und ich vertreiben uns die Zeit am Kicker. Dann Punkt neun Begrüßung, Gruppeneinteilung, Materialausgabe. Rein in den Neoprenanzug, Helm auf und Seilgurt an. Kurze Busfahrt, kurzer Marsch durch den Wald, kurze Einweisung von Patti, dem Guide unserer Sechsergruppe. Was er ankündigt: Bei unserer „Lost Valley“-Tour geht’s schnell zur Sache und gleich mal via Klettersteig in die Auerklamm. Und so ist es auch.
Und nach ein paar Minuten haben wir dann Erstkontakt mit Wasser. Hui, höchstens sieben Grad! Weiter geht es an steilen Felswänden entlang und den Bach hinab. Mal über glitschige Steine, mal durch Spalten, mal über einen Trail durchs Unterholz. Es gilt nicht nur Balanceakte und hohe Sprünge in Gumpen zu überwinden, sondern auch den inneren Schweinehund. Das gilt vor allem in einer Wasserfallrinne. Gut, dass uns Patti kontrolliert ins nächste Becken ablässt. Das Finale besteht aus einem 12-Meter-Sprung und einer Rutsch-Sprung-Kombi. Die macht derart Laune, dass wir sie gleich mehrmals wiederholen.
Mit Highspeed durch die Freefall-Rutsche
© AREA 47 / Jens Klatt
Zurück in der AREA 47. Helm und Neoprenanzug werden gegen Badehosen getauscht. Während Manuel die schräge Kletterwand über dem Wasser ausprobiert, nehme ich in der „Cannonball“-Rutsche Platz. Irre: Ich kauere kurz mit ausgestreckten Beinen in einer Sitzschale, bevor mich auf Knopfdruck plötzlich ein Wasserstoß meterweit in den Badesee katapultiert. Vor lauter Verkrampfung verstauche ich mir glatt die Finger. Aber halb so wild. Richtig wild wird es oben am über 20 Meter hohen Rutschenturm. Während andere Gäste zu 270-Grad-Twister- und Kamikaze-Rutsche abbiegen, nehmen wir uns die wahre Kamikaze-Aktion vor: die „Free Fall“.
Alleine würde man jetzt vermutlich kehrtmachen – auch wegen der Warntafeln „Erst ab 15 Jahren“ und „Für Frauen nicht erlaubt“. Aber der Druck der hinter uns auftauchenden Männergruppe sorgt für zusätzliche „Motivation“. Also in die Rutsche gesetzt, die Hände an die Stange über dem Kopf und die Beine baumeln lassen. Beim Blick nach unten wird mir schwummrig. Es geht locker 18 Meter runter, die Rinne ist nur leicht gekrümmt. Dann lass ich los – und heb förmlich ab, so steil ist der Winkel. Fünf Sekunden und eine Adrenalinexplosion später rausche ich mit voller Wucht in den Auslaufbereich.
Luftsprünge ins Wasser
© AREA 47 / Jens Klatt
Mit stolzgeschwellter Brust marschiere ich rüber zum Blobbing. Kenn ich nicht, will ich kennenlernen. Aus zwei Metern Höhe hüpfe ich auf einen riesigen Gummiberg und schleudere meinen dort sitzenden Compagnon, den Gesetzen der Luftverdrängung folgend, in die Höhe. Dann krabble ich selbst bis zum Rand des sich ständig verformenden Riesengebildes und warte meinerseits darauf, den Abflug zu machen. Auch wenn ich mit mickrigen zwei Metern weit unter dem 22-Meter-Weltrekord liege, tut das Aufkommen auf dem Wasser kurz weh. Sinkt meine Anspannung? Ein Anzeichen für Hunger?
Energieschub im „Lakeside“
Bretter, die die Welt bedeuten
© AREA 47
Das sieht bei der „echten“ Wakeboardanlage, die nun als nächster Punkt auf dem Programm steht und die wir in fünf Gehminuten erreichen, anders aus. Am Kunstsee zieht ein Lift die Brettljünger mit 30 km/h übers Wasser – auf 420 Meter Länge, vorbei an fünf Masten und verschiedenen Obstacles. Bei einem Cappuccino im Café machen wir uns mit der Szenerie vertraut und staunen nicht schlecht über die Bunny Hops, Flips und Grabs, die manche draufhaben.
Gut, es gibt auch Untergeher, Nichtdiekurvekrieger, Vombrettfaller. Zu denen werde ich gleich gehören und mit missglückten Startversuchen zum Dauergast im Startbereich, wo man mit einem Ruck von den Planken aufs Wasser gezogen wird. Leider halt ich mich immer nur Sekunden auf dem Brett. Woran es liegt? „Zu viel Rückenlage“, „zu wenig Boarderfahrung“, zu viel dies, zu wenig das. Einmal aber schaffe ich einen astreinen Antritt, flitze elegant übers Wasser, fühle mich großartig. Bis zur zweiten Kurve, wo die Traumfahrt abrupt endet.
Weißwasser olé!
© AREA 47 / Jens Klatt
Beim Rafting habe ich mehr Erfahrung, nicht zuletzt da ich vor Jahren die Imster Schlucht durchfuhr. Jetzt steht mit der Ötztaler Ache ein schwierigeres Gewässer an. „Stufe vier von sechs. Und sechs sind die Niagara-Fälle!“, witzelt Dan, der englische Guide. Da auch Dänen an Bord sind, sprechen wir – als wir nach kurzer Busfahrt von der „Outdoor Base“ nach Oetz die Boote klarmachen – nur noch Englisch. Oder besser: hören es in Form von Kommandos wie „All forward!“ (paddeln wie die Irren), „hold on!“ (kurz nichts tun) oder „get down!“ (runterducken und zwar rasch!).
Nach einer Stunde etwa, als wir die wildesten Strudel hinter uns haben, kommt das Spezialkommando „Tequila“ dazu: Dabei lehnt man sich sehr weit aus dem Boot und bekommt dank einer Welle einen ordentlichen Schluck Achenwasser ab. Wie im Rausch sind wir ohnehin: So viel Weißwasser, so viel Gischt! Unsere Berg- und Talfahrt wird zur fahrenden Dusche, das Wasser rund ums Boot spritzt meterhoch. Entspannung gibt es nur auf den letzten Kilometern auf dem Inn.
Meating im „River Haus“
Nicht den Fehler machen und sich nach der Rückkehr im einfachen, aber netten Doppelzimmer der Area-Unterkunft aufs Bett legen. Einschlafgefahr!
Also duschen und ab zum „Argentinian BBQ“. Schwierigste Frage dort: Welche Sauce verdient das T-Bone-Steak? Barbecue, Mayonnaise-Jalapeños oder Kräuter? Wir probieren einfach alle – und beschließen dann doch den geordneten Rückzug.
Beim Spaziergang zu unserem Doppelzimmer kommen wir noch an Flying Fox, Beachvolleyballfeld und dem in 25 Meter Höhe unter einer Brücke entlangführenden Hochseilgarten vorbei – und stellen fest, dass wir noch mindestens einen, besser zwei Tage bräuchten, um wirklich alles auszuprobieren. Für heute aber ist Feierabend. Rein ins Zimmer und fünf Minuten später liegen wir in der Waagrechten. Empfand ich gestern die nahe Ötztaler Ache ungemein laut beim Einschlafen, höre ich heute das Rauschen gar nicht.
Biketour zum See
© Ötztal Tourismus / Maria Knoll
Frühstück im „Lakeside“. Umgebungskarten werden ausgerollt, Überlegungen zur anstehenden MTB-Tour gemacht. Guide James hilft bei der Konkretisierung der Pläne. Er händigt uns die Bikes aus und dann steuern wir zusammen mit vier anderen Gästen und James den idyllischen Piburger See an (und wir dachten schon, heut kommen wir gar nicht mit Wasser in Kontakt …). Geht erst schön flach an der Ötztaler Ache entlang und dann schön anstrengend 250 Höhenmeter rauf. Das Beste ist das Bergab, wenn wir auf Teerstraßen und noch besser Trails durch den Wald versuchen, möglichst geschmeidig die Kurven zu kratzen.
Stichwort Kurve kratzen. Die Rückreise steht an. Und unser Fazit: Irre, wie viel man in etwas mehr als 24 Stunden an bekanntem und neuen Thrill erleben kann. Unsere Mission ist erfüllt, das Bedürfnis nach Action mehr als gestillt. Mehr Adrenalinausschüttung ist momentan nicht möglich. Over.
Infos AREA 47 und Ötztaler Wasserabenteuer
- Öffnungszeiten AREA 47: Ende April/Anfang Mai bis Ende September, täglich 10 – 18, im Hochsommer bis 19 Uhr, Outdoor Base ab 8.30 Uhr
- Adresse: Ötztaler Achstraße 1, 6430 Ötztal-Bahnhof, info@area47.at, www.area47.at
- Rafting- und Canyoningtouren in der Auer Klamm und anderen Schluchten sowie auf Inn und Ötztaler Ache haben auch andere Anbieter im Programm, etwa Cancick (www.cankick.at), Wiggi Rafting (www.wiggi-rafting.at), Faszinatour (www.faszinatour.eu), Feelfree (www.feelfreet.at) und Wasser-C-Raft (www.wasser-c-raft.at). Die letzten drei haben sich zudem zur Plattform Outdoor-Ötztal zusammengeschlossen, Infos: www.outdooroetztal.com
© Privat
Gastautor Christian Haas
Nach dem Studium der Geographie und Kommunikationswissenschaften sowie vielen Reisen machte Christian Haas sich 2002 als Reisejournalist und Spezialist für Outdoor- und Abenteuerthemen selbstständig – und erhöhte noch einmal das Reisepensum.
Auch ins Ötztal, das von München, wo der 1974 geborene Autor lebt und arbeitet, ja zum Glück rasch erreichbar ist …
(Titelbild: © AREA 47 / Jens Klatt)
ÖTZTAL MAGAZIN
Hab noch mehr Wasserspaß mit Christian Haas in der 24-Stunden-Wasserabenteuer-Story im ÖTZTAL MAGAZIN Sommer 2019. Das Printmagazin mit den aktuellsten und interessantesten Geschichten zur Ötztaler Frühlings-, Sommer- und Herbstsaison erhältst du in den Sprachen DE/EN/NL kostenlos in allen Informationen des Ötztal Tourismus. Unter der Adresse www.oetztal.com kannst du es bestellen und dir frei Haus zustellen lassen oder als Blätterkatalog betrachten.
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