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Wer langsam fährt, hat länger Spaß

Am 24. Juni knatterten wieder kultige Gefährte den Weg hinauf zum Timmelsjoch:
Beim Ötztaler Mopedmarathon (ÖMM) machen sich 1.400 Fahrer mit ihren Mopeds auf eine 238 km/5.500 Höhenmeter-Runde über vier Alpenpässe – und durch vier Klimazonen. Wir wollten von Organisator Manuel Ribis mehr zum Event erfahren: über steile Steigungen, Elvis-Locken und Muskelkraft auf dem Moped!

Manuel, hast du deine erste Spritztour nach der Winterpause bereits hinter dir?

Natürlich! Jedes Jahr vor dem Winter-Saisonschluss fahren wir mit dem Moped noch eine Runde.
Wir machen diese Frühlingsausfahrten auch um zu kontrollieren, ob und wie die „Dinger“ nach dem Winterschlaf noch funktionieren.

Wie ist Idee zum ÖMM entstanden?

Die Idee dazu entstand daraus, dass ich immer im Schlusswagen des Ötztaler Radmarathons mitgefahren bin. Irgendwann hieß es dann „wann fährst du mal mit?“. Meine Antwort darauf: „Nie im Leben fahre ich diese Strecke mit dem Rad, wenn schon, dann fahre ich mit dem Mofa“.

Dies wurde natürlich belächelt, was mich jedoch in meiner Entscheidung nur noch mehr bestärkte. 14 Tage später haben wir die Strecke zu sechst in Angriff genommen und innerhalb von 10:22 Stunden bewältigt. Im Anschluss haben wir ein YouTube Video davon online gestellt und die Resonanz war gewaltig – die Leute fragten in den Kommentaren ob und wie man hier mitfahren könnte. Und so ist der ÖMM eigentlich zustande gekommen.

Push it to the Limit

Das Startfeld des Ötztaler Mopedmarathon beläuft sich auf genau 1.400 Teilnehmer. Manuel erzählt uns, dass diese Grenze vor allem aus Kapazitäts- und Sicherheitsgründen gezogen wurde. Bereits wenige Stunden nach dem Anmeldestart auf der Website des Ötztaler Mopedmarathons waren alle Plätze vergeben.
Mit so einem Ansturm hätte zu diesem Zeitpunkt niemand der Veranstalter gerechnet.

Die Teilnehmer kommen dabei vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, klärt uns Manuel auf. Der am weitesten entfernte Teilnehmer, reiste aus Ostfriesland an – sein Marathon beginnt also schon rund 1.000 Kilometer vor dem eigentlichem Start. Auch die Frauenquote beim Ötztaler Mopedmarathon kann sich sehen lassen: 20 bis 25 Prozent der Biker sind weiblich.

Was waren die größten Hürden bei der Organisation? Die Behördengänge?

Die Behörden sind eigentlich gar nicht das Problem. Das Schwierigste ist, die große Zahl an Teilnehmern zu bewältigen und diese von A nach B zu bringen. Die Infrastruktur muss also für so viele Fahrer ausgerichtet sein, sei es nun der Check-In, das Frühstück oder der Rückholtransport – viel muss im Hintergrund berücksichtigt werden.

Fahrer beim Ötztaler Mopedmarathon
Fahrer beim Ötztaler Mopedmarathon.
© Manuel Ribis

Die Strecke führt durch 4 Klimazonen. In welchem Streckenabschnitt kann das Wetter am härtesten sein?

(Manuel zögert keinen Moment) Definitiv Timmelsjoch!

Es kann sein, dass es in St. Leonhardt (Anm. d. Red.: ein Etappenort im Passeiertal, Südtirol) noch 36 C° hat und 35 Kilometer später am Timmelsjoch schneit es. Deshalb ist wichtig, dass die Teilnehmer richtig bekleidet sind – wir starten um 6 Uhr morgens in Sölden und da ist es nun mal, auch im Juni kalt.

Gibt es ähnlich wie beim Radmarathon auch eine Schlüsselstelle für Mopeds?

Die gibt es definitiv! Der steilste Anstieg ist Richtung Kühtai hinauf – der sogenannte „Stopfer“. Das ist das steilste Teilstück mit ca. 18% Steigung. Und hier wird so ziemlich jedes Moped geschoben. Wer das Kühtai nicht schafft, der kann gleich nach Hause fahren.

Teilnehmer schiebt sein Motorrad - Ötztaler Mopedmarathon
Fahrer beim bergauf schieben seines Mopeds.
© Manuel Ribis

Lügen haben kurze Beine

Was ist beim Tuning erlaubt, was nicht?

Nichts ist erlaubt! Ganz im Gegenteil, wir haben einen eigenen Prüfstand vor Ort – hier werden die Mopeds auf deren Lautstärke, aber auch auf die Funktionalität der Lichter bzw. Bremsen hin überprüft. Wir möchten bei diesem Event bewusst dieses Tuning-Thema nicht haben. Es soll einfach ein gemütlichen Tag mit Gleichgesinnten sein.

Letztes Feintuning beim Ötztaler Mopedmarathon
Feintuning beim Ötztaler Mopedmarathon.
© Manuel Ribis

Wird trotzdem versucht zu tricksen?

(Manuel lacht) Natürlich! Manche Teilnehmer beginnen etwa, die Reifen der Mopeds extrem aufzublasen, damit diese richtig rund rennen. Aber ansonsten ist es schwierig, ein Moped für Bergauffahrten zu tunen – alleine schon weil man es hören würde, wenn jemand etwa einen 70er oder 100er Satz verbaut hat (Anm. d. Red.: maximal erlaubt sind 50 Kubik).

Oldtimer vs. Ultracycler

Welches ist das älteste Baujahr bzw. Modell, mit dem der ÖMM beschritten wurde?

Keine Ahnung! Ich weiß nur dass dieses Jahr zum dritten Mal in Folge wieder ein 87 jähriger Herr aus der Schweiz mitfährt. Sein Mofa ist wohl nicht viel jünger als er selbst.

Wie realistisch ist es, dass Patric Grüner, der Ultracycler, von einem Mopedfahrer geschlagen wird?

Das wird ziemlich sicher der Fall sein. Patric wird am Ende des Teilnehmerfeldes starten, weil er sich darüber beschwert hat, dass er die letzten Jahre nie ein Moped während der Fahrt gesehen hat. Er wird also wahrscheinlich sehr wohl wieder die schnellste Zeit fahren, nicht jedoch als erster im Ziel ankommen.

Teilnehmer kommt am Timmelsjoch an - Ötztaler Mopedmarathon
Mit dem Erreichen des Timmelsjochs ist ein Zwischenziel geschafft!
© Manuel Ribis

In Obergurgl-Hochgurgl hat ja das höchstgelegene Motorradmuseum Europas eröffnet. Wenn du dir davon ein Moped für den ÖMM aussuchen könntest, welches Modell wäre dies und warum?

Hmm… Eigentlich würde ich gerne selbst mein Moped hinauf ins Museum stellen (Manuel besitzt eine Puch Maxi2 in schwarz-gold und er teilt sich mit seiner Maschine das Baujahr 1982). Aber im Ernst: es gibt im Motorradmuseum eine Maschine von Heinz Kinigadner, mit der er die Rallye Paris-Dakar gefahren ist. Die würde mich schon reizen. Der Großteil der Exponate ist aber tatsächlich einfach zu schade, um damit zu fahren.

Manuel, ich bedanke mich für dieses Gespräch.

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Benni

Autor Benni

Sobald Bewegung im Spiel ist, wird Benni hellhörig! Als begeisterter Snowboarder, Biker, Kletterer & Wanderer gibt es für ihn keinen besseren Outdoor-Spielplatz als das Ötztal. Still sitzen können andere besser, deshalb ist Benni viel auf den Trails und unverspurten Hängen des Tals unterwegs.

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