Klettern

Ziemlich cool: Ein Tag beim Eisklettern

Unsere Vorkenntnisse im Eisklettern sind gleich null. Immerhin: Wenn es ums „normale“ Klettern in der Halle oder im Sommer am Fels geht, gibt es zumindest Ansätze. Reicht das, um einen gefrorenen Wasserfall mit Steigeisen und Eisgerät zu bezwingen? Wir werden es herausfinden – im Ötztal.

Hält das Eisgerät im senkrechten Eis? Rutscht das Steigeisen weg? Geht das nicht schneller mit der Eisschraube? Das sind Fragen, die uns bei unserem ersten Tag am blanken Eis beschäftigen werden. Immerhin: uns wird geholfen. Zu meinem Kumpel Bernhard und mir hat sich Ewald Holzknecht gesellt, seines Zeichens Bergführer vom „Alpintreff“ in Längenfeld im Ötztal.

Ewald kennt die knapp 30 Wasserfälle rund um den kleinen Ort wie seine Hosentasche. Ein gutes Kletterjahr sei heuer, weil es im Herbst viel Niederschlag gab, meint er. Mittlerweile sei der Ort zu einem richtigen Magneten für Eiskletterer geworden. Viele Anfänger, viele internationale Kunden kommen zu ihm. Im nächsten Jahr soll es sogar einen eigenen künstlichen Eisparcour geben. Heute bringt er uns zu einem Wasserfall, der für Anfänger wie uns perfekt geeignet ist.

Vereister Wasserfall - Eisklettern Ötztal
„Unser“ Wasserfall in einer Klamm nahe Längenfeld © Bernhard Daurer

Es ist ein sonniger, kalter Wintermorgen, an dem wir uns in die enge Klamm nahe Längenfeld aufmachen. Schon nach wenigen Minuten Gehzeit ragt das Eis vor uns auf. Das ist also „unser“ Wasserfall: Etwa 120 Meter hoch, unten sehr breit, fast senkrechte und auch weniger steile Passagen wechseln sich ab. Für Eiskletterer zudem durchaus komfortabel, wie uns Ewald erklärt. Nicht nur die Standplätze sind bereits eingerichtet, es gibt auch einen gemütlichen Wanderweg, der wieder nach unten führt und uns das Abseilen erspart. Ganz zu schweigen von der bewirtschafteten Brandalm, die ein paar Gehminuten oberhalb des Ausstiegs wartet.

Einführung ins Eisklettern - Eisklettern Ötztal
Kurze Einschulung durch Bergführer Ewald Holzknecht © Bernhard Daurer

Schritt für Schritt, Schlag für Schlag

Los geht’s mit einer kurzen Einschulung: Beim Schlagen mit dem Eisgerät nicht mit der Schulter ausholen. Der Halt mit den Steigeisen ist besser, wenn die Fersen unten blieben. Nicht dort schlagen, wo das Eis eine Kuppe bildet und wegbrechen könnte. Ewald hängt uns ein Toprope-Seil ein, dann versuchen wir es selbst. Treten, Hacken. Schritt für Schritt, Schlag um Schlag. An drei Punkten soll man immer Halt haben, hat Ewald gesagt.

Dort, wo sich das Eis neigt und man „Platz zum Stehen“ hat, geht das recht gut. Für Ewald ist das WI3 in der Schwierigkeitsbewertung mit einer Neigung von unter 80 Grad.

Kraftraubend wird es für uns dort, wo das Eis fast senkrecht aufragt: Die Steigeisen rutschen leichter weg, das Ausholen mit dem Eisgerät wird schwieriger, Körperspannung ist gefragt. Für Ewald ist das WI4, also etwas über 80 Grad Steigung.

Gut, Geschwindigkeitsrekord stellen wir keinen auf. Dennoch geht es erstaunlich gut. Also trauen wir uns drüber, den gesamten Eisfall zu begehen. Drei Seillängen: die untere kennen wir schon, die mittlere ist eher flach, die oberste die steilste. Die soll dann besser der Bernhard im Vorstieg nehmen, der klettert auch im Sommer besser.

Geduld mit der Sicherung

Wenn man nicht allzu gut steht, ist das Reindrehen der Eisschrauben schon ein Geduldsspiel. Schnell geht da nichts. Zuerst die Expressschlinge mit Seil in das gerade eingeschlagene, aber unbenutzte Eisgerät hängen, rät uns Ewald. Ist die Schraube drinnen, kann man das Seil umhängen und die Sicherung ist perfekt.

Die letzten Meter der dritten Seillänge sind ein Thriller. Sauber steigen, heißt es, den Halt nicht verlieren. Der Ausstieg ist gefinkelt. Bernhard ackert durchs Eis. Dann und wann ein brenzliger Moment, ein Wegrutschen, ein Nach-Hacken. Aber alles geht gut. Der Bernhard ist oben, und ich arbeite mich mit der Entspannung des Nachsteigers hinten nach.

Im Nachstieg entspannt durch die Schlüsselstelle - Eisklettern Ötztal
Die Schlüsselstelle will durchstiegen werden © Bernhard Daurer

Das war schlicht großartig, lautet oben das einhellige Resümee. Die Schenkel brennen zwar, aber das Gefühl, sich am blanken Eis nach oben zu stemmen, ist unschlagbar. Auch wenn wir vielleicht nicht oft genug Gelegenheit zum Eisklettern haben, um Profis zu werden, die eine oder andere Seillänge wird in künftigen Wintern schon noch zu schaffen sein. Auf das freuen wir uns!

Infos Eisklettern im Ötztal

  • Bergführer, Leihequipment, Topos und Beratung über aktuelle Bedingungen bei Ewald Holzknecht und Kollegen im Alpintreff, Unterlängenfeld 90, 6444 Längenfeld
  • Alles zum Thema Eisklettern im Ötztal und Infos zu Sektoren, Schwierigkeitsgraden und Topos findest du HIER
Gastautor Alois Pumhösel - Eisklettern Ötztal
Gastautor Alois Pumhösel © Alois Pumhösel

Gastautor Alois Pumhösel

Alois Pumhösel wandert, radelt, klettert und geht Skitouren. Als Wissenschaftsjournalist mit inniger Beziehung zu seinem Schreibtisch braucht er das auch. Als Neuling in Tirol hat er einen frischen Blick auf Berg und Tal, Land und Leute. Als Letzter am Gipfel packt er am meisten Speck und Käse aus.

(Titelbild: © Elias Holzknecht / Ötztal Tourismus)

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